„Sterbehilfe? In Würde sterben!“

Auch wenn sich niemand gerne mit dem Sterben beschäftigt, so müssen wir uns doch alle einmal damit auseinandersetzen. Und sicher möchte jeder dann, wenn es einmal soweit ist, auch in Würde sterben. Ein wichtiger Aspekt spielt dabei das Thema „Sterbehilfe“. Der Gesetzgeber hat es sich deshalb in diesem Jahr zur Aufgabe gemacht, eine rechtliche Regelung zu finden, die diesem wichtigen Thema angemessen ist.

Auch bei den Bürgerinnen und Bürgern stößt das Thema „Sterbehilfe“ auf großes Interesse. Und so konnten die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Heike Baehrens und Ute Vogt und die evangelischen Bildungsstätte Hospitalhof Stuttgart am 9. März 2015 nahezu 100 Personen auf ihrer gemeinsamen Veranstaltung begrüßen, die sich zum Thema „Sterbehilfe“ informieren und darüber diskutieren wollten.

Nach der Begrüßung durch die Leiterin der Bildungsstätte, Pfarrerin Monika Renninger, stellte die Stuttgarter Abgeordnete Ute Vogt zunächst die aktuelle Rechtslage und die damit verbundene Problematik für behandelnde Ärzte und Angehörige von Sterbenden mit dem Wunsch nach „Sterbehilfe“ vor.

In seinem Impulsreferat beleuchtete der ehemalige Chefarzt für Innere Medizin, Dr. Michael de Ridder, dann das notwendige intensive Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient bei der Sterbebegleitung und der eben manchmal auch gewünschten Sterbehilfe. Es sei dabei unerlässlich, dass der Arzt auf den Patienten zugehe und sich ausgiebig mit ihm und seiner aktuellen Situation beschäftige, um dann auch einem Wunsch nach „Sterbehilfe“ angemessen begegnen zu können.

Die Leiterin des Hospiz‘ Stuttgart, Frau Pfarrerin Elisabeth Kunze-Wünsch stellte in Ihrem Beitrag ebenfalls die intensive Betreuung und Begleitung der Sterbenden in den Vordergrund. Sie lehnt allerdings eine „Sterbehilfe“ ab. Nicht alles könne und solle der Mensch bestimmen können. Das Vertrauen zu Gott gehöre bei Christen zu ihrem Leben und auch zu ihrem Sterben.

In der anschließenden intensiven und teilweise auch sehr emotionalen Diskussion war das ganze Moderationsgeschick des ehemaligen Stadtdekans, Hans-Peter Ehrlich, gefragt. Viele der anwesenden Bürgerinnen und Bürgern berichteten aus eigenen Erfahrungen bei der Begleitung des Sterbens von Angehörigen und Bekannten und etliche hätten sich dabei auch eine Unterstützung der Betroffenen in Form einer „Sterbehilfe“ gewünscht oder zumindest vorstellen können. Nahezu alle Beiträge waren davon geprägt, dass man auch sein eigenes Lebensende möglichst selbstbestimmt und nicht hilflos und ausgeliefert durchleben möchte. Der „Sterbehilfe“ wurde dabei eine wichtige Rolle eingeräumt. Viele wären dafür auch bereit in andere Länder zu reisen, falls diese Option in Deutschland nicht zur Verfügung stünde.

Weiterhin wurde eine gute Pflege und Betreuung am Lebensende ebenfalls als sehr wichtig erachtet. Dass auch dies unbedingt zu gewährleisten sei, wurde mehrfach betont und der Wunsch an die Politikerinnen gerichtet, hier mehr Gelder zur Verfügung zu stellen.

In ihrem Resümee zur Veranstaltung fasste die Göppinger Abgeordnete, Heike Baehrens, nochmals die Beiträge zusammen und betonte, dass das hierbei entstandene Meinungsbild bei der Gestaltung des Gesetzentwurfs zum Thema Sterbehilfe einfließen werde. Auch sei man dabei zu prüfen, wie man die Situation in der Pflege noch weiter verbessern könne, um auch in Zukunft eine gute Pflege gewährleisten zu können. Sie betonte allerdings, dass bei aller gerechtfertigten Kritik an der aktuellen Situation in Deutschland eine überwiegend gute Versorgung vorherrsche.

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Bild: vlnr. Ute Vogt MdB, Dr. Michael de Ridder, Pfarrerin Elisabeth Kunze-Wünsch, Heike Baehrens MdB