Hilde Mattheis, MdB und Heike Baehrens, MdB diskutieren mit Christophsbad und Vinzenz Klinik
Dem Thema Rehabilitation kommt bezüglich der Arbeitsfähigkeit bzw. der Selbständigkeit bei älteren Menschen eine herausragende Rolle zu. Rehabilitationsleistungen sind in der Öffentlichkeit hoch anerkannt. Dennoch sind Reha-Kliniken chronisch unterfinanziert und werden immer wieder bezüglich Zugang bzw. budgetär beschnitten. Heike Baehrens, SPD-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Göppingen und Hilde Mattheis, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und Abgeordnete für Ulm und den Alb-Donau-Kreis suchten das Gespräch mit den Leitungen dreier Reha-Kliniken im Kreis Göppingen: Mit dem Klinikum Christophsbad als Träger der Klinik für Geriatrische Rehabilitation und Physikalische Medizin sowie der orthopädischen Rehaklinik Bad Boll und mit der Vinzenz Klinik für Vorsorge und Rehabilitation in Bad Ditzenbach, die auf die Bereiche Innere Medizin, Kardiologie und Orthopädie spezialisiert ist.
Am 21. Januar trafen sich die Politikerinnen im Christophsbad mit Geschäftsführer Bernhard Wehde, Chefarzt Dr. med. Christian Marburger und Vertretern der Vinzenz-Klinik, dem Ärztlichen Leiter Dr. med. Rudolf Lorenz und Oberin Schwester Raphaela Heimpel. Auf der Agenda stand die gemeinsame Erörterung von Lösungsstrategien, um den Wert der Vergütung durch die Kranken- und Rentenkassen, den Zugang zu Reha-Leistungen und besonders die rehabilitative Versorgung älterer Menschen zu verbessern.
Einig waren sich die Bundestagsabgeordneten und die Rehakliniken, dass trotz des im Geriatrie-Konzepts Baden-Württemberg festgeschriebenen Grundsatzes „Reha vor Pflege“ rehabilitative Leistungen für ältere Menschen meist erst verordnet werden, wenn es bereits zu einem Sturz gekommen ist. Würden die Patienten rechtzeitig zu einer Rehabilitation geführt, dann nämlich, wenn ein gesundheitlicher Abwärtstrend erkennbar wird, könnte z.B. eine Vielzahl von Schenkelhalsbrüchen verhindert werden und ein deutlich besseres Rehabilitationsergebnis erzielt werden. „Doch die ‚Präventivseite‘ wird leider nicht sichtbar“, meint Dr. Lorenz. „Alte Menschen werden meist erst in Reha-Klinik überwiesen, wenn der Akutfall eingetroffen ist.“ In der Geriatrischen Rehaklinik des Christophsbads ist dies bei 96 % der Fall, d.h. nur 4 % der Patienten kommen von zuhause, bestätigt Wehde. „Es wäre optimal, wenn der behandelnde Arzt bestimmen könnte, wer eine Rehabilitation braucht und wie lange. Leider ist dies nicht so“, erklärt Dr. Marburger. Die Krankenkassen, die unter Einsparungsdruck stehen, lehnen häufig geriatrische Rehabilitation ab, obwohl der Nutzen von Rehabilitation für die Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen und die Verhinderung einer teuren Pflegebedürftigkeit belegt ist. Genau dies bestätigte auch Dr. Lorenz.
Frau Baehrens sieht Möglichkeiten bei der Verbesserung der Schnittstellen, z.B. zwischen der Kranken- und Rentenversicherung oder zwischen stationärer und ambulanter Rehabilitation. Frau Mattheis hält langfristig eine Quoten-Regelung für prüfenswert, welche die Kassen veranlasst, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Ausgaben für die Rehabilitation auszugeben: „Die bisherigen Lösungsansätze der kleinen Schritte sind gut gemeint, doch bringen effektiv wenig.“
Foto: V.l.n.r.: Dr. Christian Marburger, Chefarzt der Geriatrischen Reha-Klinik des Christophsbads, MdB Heike Baehrens, Schwester Raphaela Heimpel, Oberin der Vinzenz Klinik Bad Ditzenbach, MdB Hilde Mattheis, Christophsbad-Geschäftsführer Bernhard Wehde und Dr. med. Rudolf Lorenz, Ärztlicher Leiter der Vinzenz Klinik