SPD-Ortsverein und –Gemeinderatsfraktion haben dieser Tage eingeladen zu einer Diskussionsrunde zum Thema „In Würde sterben – Sterbehilfe in der Diskussion“. Dass die Veranstalter mit diesem Thema den Nerv der Zeit getroffen haben, zeigte der große Zulauf an Besuchern. Schon bald war der Raum vollbesetzt.
Die Göppinger Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens führt in das Thema ein und erläuterte die momentane rechtliche Lage in Deutschland. Suizid und die Beihilfe dazu sind in Deutschland straffrei, die Tötung auf Verlangen hingegen ist nicht erlaubt. Anders dagegen in Belgien, Luxemburg und der Niederlande. Während Ärzten Sterbebegleitung, Leidenslinderung durch Schmerztherapie und Behandlungsbegrenzung erlaubt ist, stellt die Beihilfe zur Selbsttötung ist aber eine Grauzone in Deutschland dar. Es ist uneinheitlich geregelt innerhalb der Landesärztekammern, zum Teil müssen die Ärzte mit berufsrechtlichen Sanktionen rechnen.
Dieser Grauzone will sich der Deutsche Bundestag annehmen und überlegt, mit einer gesetzlichen Regelung einen eindeutigen Rahmen zu schaffen. Momentan gibt es 4 Gruppenanträge, die zur Beratung vorliegen. Sie reichen vom kompletten Verbot jeglicher Art von Hilfe zum Sterben bis zur „gänzlichen Freigabe“.
Eines hat die Diskussion bisher schon bewirkt: es gab wichtige Impulse zur Verbesserung der Palliativmedizin und der Hospizeinrichtungen. Das ergab sich auch schnell bei der anschließenden Podiumsdiskussion. Susanne Kränzle, die Hospizleiterin von Esslingen, warb sehr für ein friedliches und würdevolles Sterben, Hospiz-begleitet, und sprach sich für ein generelles Verbot jeglicher Werbung für Sterbehilfe und aller Arten von Beihilfe zum Suizid aus. Maria Sommer vom Pflegestützpunkt Denkendorf erklärte die vielfältige Art der Unterstützung und Beratung, die sie mit ihren Ehrenamtlichen vor Ort bieten kann. Dr. Schmitt, der 32 Jahre lang als praktizierender Hausarzt in Denkendorf tätig war, konnte interessante Zahlen liefern: nur 15% der Krankenhäuser in Deutschland haben bisher eine Palliativstation. Einen Lehrstuhl für Palliativmedizin gibt es überhaupt erst seit 1999 und 2012 betrug der Anteil der Palliativkosten an den gesamten Krankenversicherungskosten gerade mal 0,2%.
Die anschließende Diskussionsrunde mit dem Publikum zeigte die ganze Bannbreite dieses schwierigen Themas. Einig war man sich sehr schnell, dass gewerbsmäßige Sterbehilfe und auch die Werbung dafür in Deutschland untersagt bleiben soll. Ebenso war der Konsens groß, die Palliativmedizin zu stärken, die Hospize finanziell zu stärken, die Aufklärung in Bezug auf Patientenverfügungen weiter auszubauen.
Und ansonsten zeigte sich auch: so vielfältig die Möglichkeiten des Lebens, so vielfältig sind die Wünsche in Bezug auf das eigene Sterben!