„Zu viele Menschen müssen auf ein Spenderorgan warten“
Mit der Neuregelung der Organspende beschäftigten sich die Gäste beim Talk im Roth der SPD-Abgeordneten Heike Baehrens, MdB und Peter Hofelich MdL. Im Herbst entscheidet der Deutsche Bundestag über zwei unterschiedliche Gesetzesinitiativen zur Organspende.
„Wir sind uns alle einig, dass in Deutschland zu wenig Organe zur Verfügung stehen. Um Menschenleben zu retten, ist es das gemeinsame Ziel der Mitglieder des Bundestages, die Spendebereitschaft zu erhöhen“, berichtete Heike Baehrens über die Diskussionen im Parlament. Zur Abstimmung stehen zwei unterschiedliche Gesetzentwürfe, die jeweils von interfraktionellen Arbeitsgruppen erarbeitet wurden. Bei der von Gesundheitsminister Spahn favorisierten Widerspruchsregelung wäre es zukünftig so, dass Bürger ausdrücklich Ihren Widerspruch in einem Register hinterlegen müssen, wenn sie nicht wollen, dass im Todesfall – gemeint ist der Hirntod – Organe entnommen werden dürfen Liegt kein Widerspruch vor, gälte dies automatisch als Zustimmung. Auch wenn diese Variante sicherlich die Zahl der gespendeten Organe erhöhen würde, gibt es dagegen verfassungsrechtliche Bedenken. „Hinzu kommt, dass an keiner anderen Stelle in unserem Rechtsstaat ein nicht vorhandener Widerspruch als Zustimmung gewertet wird“, erläutert Baehrens. Sie selbst unterstützt die Zustimmungslösung, bei der ebenfalls ein bundesweites Register vorgesehen ist, in welchem man seine Entscheidung pro oder contra Organspende eintragen kann. Bürgerinnen und Bürger werden danach regelmäßig bei der Beantragung von Ausweisdokumenten auf das Register aufmerksam gemacht und über die Bedeutung der Organspende informiert. „Über 80 Prozent der Menschen in unserem Land sind nach Umfragen generell bereit, ihre Organe im Todesfall zu spenden. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen und aktiv für sich persönlich entscheiden“, zeigt sich Baehrens zuversichtlich. Sie geht davon aus, dass sich sowohl mit der Widerspruchs- als auch mit der Zustimmungslösung die Zahl Organspenden steigern lässt.
Zu den genauen Abläufen im Krankenhaus gab auf Nachfrage von Peter Hofelich Dr. Stefan Rauch, leitender Oberarzt am Zentrum für Intensivmedizin der Alb Fils Kliniken, Auskunft. Rauch stellte klar, dass die Ärzte immer das Gespräch mit den Angehörigen suchen: „Auch wenn ein Patient einen Organspenderausweis besitzt ist es uns wichtig, dass die Angehörigen mit hinter der Entscheidung stehen, und wir ihnen den Ablauf ausführlich erklären.“ Die Zuhörerinnen und Zuhörer nutzten die Möglichkeit der Diskussionsrunde, um Dr. Stefan Rauch über die einzelnen Verfahrensschritte zu befragen: Wie wird der Hirntod festgestellt? Wer entscheidet ob die Organe geeignet sind? Wie viele Ärzte sind beteiligt? Im Gespräch konnten dabei viele Unsicherheiten ausgeräumt werden. „Das zeigt – egal ob Zustimmungs- oder Widerspruchslösung – wie wichtig es ist, dass wir über das Thema informieren und sich jeder einzelne mit seiner persönlichen Entscheidung auseinandersetzen muss. Nur so können wir die Spendebereitschaft erhöhen, und damit letztendlich mehr Menschenleben retten“, fasst Hofelich die Diskussion zusammen.