„Schon in den ersten Wochen meines Studiums der Politikwissenschaften lernte ich, dass der „policy-making process“ – das „Politik machen“ – eine Art Blackbox sei, also ein undurchschaubarer Prozess, in dem unter anderem Gesetze entstehen, die unseren Alltag bestimmen. Heike gab mir die Gelegenheit, mir sechs Wochen einen Einblick in diese Blackbox zu verschaffen. Obwohl ich nur zwei Sitzungswochen erlebte, war ich gut beschäftigt. Zum einen da unsere Hauptstadt Berlin sich in vielen Punkten von meiner Heimat im behüteten Baden-Württemberg unterscheidet und ich mich erst mal in der Stadt und den riesigen Bundestagsgebäuden zurechtfinden musste. Zum anderen weil täglich auch in Nicht-Sitzungswochen eine Menge Arbeit anfällt.
Mir war nicht bewusst, wie viele Einladungen, Bürgerbriefe und Fachzeitschriften täglich auf dem Schreibtisch einer Abgeordneten landen. Ich durfte mir auch einige Themen, die mir am Herzen lagen, zur Bearbeitung aussuchen und Lösungsvorschläge abgeben, die natürlich mehrere Male von Heike und ihren Mitarbeitern korrigiert, ergänzt und perfektioniert wurden. Denn bevor Heike ihre Unterschrift unter etwas setzt, muss sie sicherstellen, dass es ihren Anforderungen entspricht. Diesen hohen Anspruch, immer kompetent zu sein und das, wofür sie sich einsetzt auch deutlich zu machen, stellt sie nicht nur an ihre Mitarbeiterinnen, sondern auch an sich selbst. Das konnte ich auf den zahlreichen Veranstaltungen sehen, auf die ich sie begleiten durfte.
Dass es innerhalb einer Partei auch zu Meinungsverschiedenheiten kommt, habe ich in den Fraktionssitzungen erlebt und die Diskussionen mit Spannung verfolgt. Trotz intensiver Debatten war klar, dass die Büros der SPD-Abgeordneten sich bei Fragen zu unterschiedlichen Themen gegenseitig immer unterstützten.
Dass Zusammenarbeit in der Fraktion wichtig ist, wurde uns Praktikanten schon früh durch die abwechslungsreichen Programme für alle Praktikanten der SPD-Bundestagsabgeordneten vermittelt. Gemeinsam saßen wir Vertretern verschiedenster Bundesbehörden gegenüber und diskutierten über aktuelle Themen, zum Beispiel mit dem Bundesnachrichtendienst über die Attentate in Brüssel und mit dem außenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, und dem Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, über den Nahen und Mittleren Osten.
Trotz der kurzen Zeit konnte ich mir ein Bild davon verschaffen, wie Heike und Ihre Kollegen im Bundestag arbeiten und eine Idee davon gewinnen, wie es eigentlich ist, einen Wahlkreis zu vertreten und sich auch noch im Ausschuss für Gesundheit so leidenschaftlich zu engagieren. Ich hatte die Möglichkeit zu erleben, dass man als Frau in der Politik mit genügend Entschlossenheit und einem starken Team viel bewirken kann.
Auch wenn ich die Blackbox in den sechs Wochen nicht vollkommen entschlüsseln konnte, danke ich Heike und Ihrem ganzen Team in Berlin wie auch in Göppingen für ihre herzliche Aufnahme, das Vertrauen und die vielen Freiräume die sie mir gaben, um mich den Themen widmen zu können, die mir wichtig sind.“