Talk im Roth diskutiert zum neuen Tarifabschluss

„Landkreis Göppingen wird vom Wandel besonders betroffen sein“

Beim Talk im Roth im SPD-Bürgerbüro haben vor wenigen Tagen zahlreiche Gäste mit Renate Gmoser, der Zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Göppingen-Geislingen, und den Abgeordneten Heike Baehrens und Peter Hofelich zur Bedeutung des neuen Tarifabschlusses in der Metall- und Elektroindustrie diskutiert. Mehr Selbstbestimmung für die Beschäftigten sei ein wichtiger Impuls für den Industrie-Kreis Göppingen, waren sich die Gäste einig.

Von dem jüngsten Tarifabschluss könne ein zukunftsweisendes Signal auch für andere Branchen ausgehen, zeigte sich Renate Gmoser überzeugt. Fachkundig erläuterte die Bevollmächtigte dem Publikum die Bedeutung des Tarifvertrages und dessen konkrete Auswirkungen auf den Arbeitsalltag der Beschäftigten. Die wohl bedeutsamste Neuerung sei dabei „die Maßnahme, mehr über seine eigene Zeit zu bestimmen.“ Auch 4,3 Prozent mehr Lohn und hohe Einmalzahlungen konnten erreicht werden. Nachdem bei einer Umfrage unter Beschäftigten vor einigen Jahren mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit als wichtigstes Anliegen zutage getreten war, setzte sich die IG Metall dafür ein – mit Erfolg. Ob für die Kindererziehung, zur Pflege Angehöriger oder für die eigene Weiterbildung: Ab 2019 können Beschäftigte ihre Arbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden absenken. „Es hat lange gedauert, bundesweit diese Forderung durchzusetzen“, betonte Renate Gmoser mit Blick auf die Tarifverhandlungen. Nun sei auch die Hoffnung, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angesichts der Digitalisierung Freiräume zur Weiterqualifizierung nutzen werden. „Denn gerade der Landkreis Göppingen wird von diesem strukturellen Wandel besonders betroffen sein“, meinte Renate Gmoser.

Indes sei noch unklar, wie die konkrete Ausgestaltung dieser Neuregelung ab 2019 in den Betrieben vor Ort aussehen wird. „Deshalb werden wir das Tarifergebnis evaluieren“, sagte Gmoser und verwies auf eine notwendige Startphase: „Es kommt darauf an, dass die Umsetzung funktioniert.“ In der anschließenden Diskussion interessierten viele Besucher denn auch besonders die konkreten Auswirkungen des Tarifabschlusses und die Umsetzung einer reduzierten Vollzeit vor Ort. Der Landtagsabgeordnete Peter Hofelich unterstrich, „beim Tarifvertrag ist Vieles gebündelt, was Gewerkschaften seit Jahren erreichen wollten.“ Denn mehr Selbstbestimmung sei schon immer ein wichtiges Ziel gewesen. Umso wichtiger seien deshalb Errungenschaften wie das Bildungszeitgesetz, das die Landtags-SPD in der vergangenen Legislatur mit umsetzen konnte.

Heike Baehrens und Peter Hofelich zeigten sich überzeugt, dass die Rahmensetzung des neuen Tarifvertrages „eine neue Motivation für die Weggefährtschaft zwischen den Gewerkschaften und der Sozialdemokratie“ sein könne. Die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens verwies außerdem auf die Wirkung des Abschlusses über die Metall- und Elektroindustrie hinaus. Gerade mit Blick auf die Nationale Weiterbildungsstrategie, welche die SPD in der neuen Berliner Koalition durchsetzen konnte, sei mehr Selbstbestimmung auch in anderen Bereichen wichtig – wie etwa bei der Pflege. „Der Tarifabschluss ist ein Meilenstein für unsere Wirtschaft und deren Zukunftsfähigkeit“, stellten die beiden Abgeordneten heraus.